You are currently viewing Arthrose – Nordic Walking und mehr – Interview in my life

Arthrose – Nordic Walking und mehr – Interview in my life

Bei beginnender Arthrose schnell aktiv werden

Der Physiotherapeut Albert Jakob betreute jahrelang namhafte Sportler, u. a. die deutsche Eishockey- und Basketball-Nationalmannschaft. Heute betreibt er zwei physiotherapeutische Praxen in München und ist ein gefragter Dozent und Ausbilder. Eines seiner Spezialthemen ist die Hüftarthrose.

Herr Jakob, angenommen, es zwickt erstmals im Hüftbereich: Augen zu und durch – oder sollte man besser schnell zum Arzt gehen?
Wenn der Körper ein Schmerzsignal abgibt, ist er in der Regel schon ein paar Schritte weiter. Deshalb gilt: möglichst schnell aktiv werden. Je früher bei einer beginnenden Hüftarthrose eine Physiotherapie begonnen und der Patient gezielt sportlich aktiv wird, desto besser die Prognose. Eine von mir durchgeführte, intensive manuelle Therapie hat schon viele Profisportler, meist Läufer, wieder zurück in ihren Beruf gebracht.

Was kann außer Schmerzmitteln gegen akute Beschwerden helfen?
Typisch ist eine erhöhte Schmerzausstrahlung in die Leiste bis hinab zur Innenseite des Knies. Hinzu kommt eine Druckempfindlichkeit auf der Außenseite des Oberschenkels mit schwer verschiebbarem Gewebe. Ich empfehle ein Sitzbad in 38 bis 40 Grad warmem Wasser. Unterschenkel und Oberkörper bleiben draußen, um im betroffenen Bereich eine Überwärmung mit Mehrdurchblutung zu erzielen. Das beruhigt den hüftversorgenden Nerv, kurbelt den Gewebestoffwechsel an, entspannt die umliegende Muskulatur. Ist das Gelenk entzündet, können gezielte Kaltwassergüsse helfen. Wohldosierte Dehnübungen nach den Anwendungen vergrößern den Bewegungsfreiraum der Hüfte. Wer eine Faszienrolle oder einen Igelball hat, kann damit langsam über das druckempfindliche Areal am Oberschenkel rollen, um Verklebungen zu lösen.

Welche Sitzposition belastet die Hüfte am wenigsten?
Wer sich auf die vordere Stuhlkante setzt und abwechselnd ein Bein unter den Stuhl schiebt, trainiert die wichtige Hüftstreckung. Da der Knorpel von Synovialflüssigkeit lebt, deren Menge und Qualität durch jede Bewegung der Gelenkkapsel steigt, ist es sinnvoll, die Sitzposition häufig zu variieren und sich zwischendurch immer wieder hinzustellen und herumzulaufen. Wer rastet, der rostet!

Klingt einleuchtend. Nur, was tun, wenn jeder Schritt schmerzt?
Nehmen Sie zwei Nordic-Walking-Stöcke als Gehhilfe: Damit entlasten Sie Ihr Hüftgelenk pro Schritt um fünf Kilo. Bei einer Strecke von 1000 Metern kommen so fünf Tonnen Gewicht zusammen. Ansonsten empfehle ich viel Bewegung im Wasser, weil der Auftrieb je nach Wassertiefe bis zu zwei Drittel unseres Körpergewichts schluckt und der Wasserdruck das Hüftgelenk über die Muskulatur direkt stimuliert.

INTERVIEW: A.M.

Albert Jakob, Physiotherapeut in München